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Inside Speakercoaching – Enthüllt: Die 3 wichtigsten Erkenntnisse meiner Coachees in der ersten Session

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Er ist nicht schüchtern, aber auch kein Draufgänger, irgendwas dazwischen, geht es mir durch den Kopf. Fester Händedruck, aber nicht zu fest. Ja auch das gibt es. Ein Kunde vor etlichen Jahren drückte meine Hand so fest, dass ich fast in die Knie ging und aufpassen musste, dass mir nicht meine Gesichtszüge entgleiten und ich laut „Aua!“ sage. Das war aber wirklich extrem.

Paul hält Blickkontakt, stiert aber nicht. Die Stimme ist fest und das Volumen angemessen. Sprache und Ausdruck gut verständlich, mimischer Ausdruck: ein aufrichtiges Lächeln. Die Augen lächeln mit. Die Haltung ein ganz klein wenig gebückt, was bei großen Menschen manchmal der Fall ist. Sie beugen sich oft zu den normalgroßen Gesprächspartnern, um auf „Augenhöhe“ sprechen zu können.

Heute nehme ich Dich mit in die erste Coaching-Situation mit meinen Kundinnen und Kunden, es geht um die 3 wichtigsten Erkenntnisse meiner Coachees in der ersten Session. Es wird also spannend!

Blick hinter die Kulissen

Wir befinden uns in seinem Büro und Paul (alle Namen sind übrigens geändert) bietet mir einen Platz auf einem nicht mehr ganz neuen Stuhl an.

Dankend setze ich mich und schaue mich um: Universitäres Umfeld, klar, hier geht es nicht um Design, sondern um Funktionalität und Platz ist meistens auch nicht in Hülle und Fülle da. Eher viele wissenschaftliche Schriften, Unterlagen, Bücher.
Noch bevor ich eine Frage gestellt, einen Coachingplan entwickelt, oder ein paar small talk Worte gesprochen habe, ergibt sich bereits ein Bild eines Menschen mir gegenüber.

Ich scanne mein Gegenüber in dieser Situation ganz bewusst. Das klingt jetzt vielleicht erschreckend, ist aber meine heilige Pflicht als Coachin! Ich muss ja als Sparringspartnerin meinen ersten Eindruck bewusst erleben und dann auch als Feedback wiedergeben können.

Da heißt es aufmerksam sein! In vielfacher Hinsicht. Ich muss erst einmal wertfrei das wahrnehmen und abspeichern, was ich sehe, höre und fühle. Also, meine eigenen inneren Bewertungen von der Wahrnehmung trennen.
Es gibt hier allerdings auch Grenzen für mich. Meine eigene Wertevorstellung dürfen nicht verletzt werden, dann lehne ich einen Auftrag auch mal ab. Das ist auch schon passiert, dazu später mehr.

Vorsicht: Der erste Eindruck kann täuschen!

Bei uns allen läuft dieses erste Abtasten genauso ab, allerdings meistens eher unbewusst. Das kann später im Kontakt Probleme bringen, denn wir stecken eine Person, die wir das erste Mal treffen „vollautomatisch“ in eine Schublade.

Sympatisch/unsympathisch ist die schnellste Wahl. Das ist gar nicht verwunderlich, denn unsere alte Gehirnregionen mussten in grauer Vorzeit ja schnell entscheiden, ob wir einem Freund oder einem Feind gegenüberstehen. Und entsprechend danach handeln.

Unser Gehirn sucht blitzartig nach Anzeichen von Freund/Feind. Dabei geht es vor allem um Ähnlichkeiten. Das bringt Sympathiepunkte. Je ähnlicher, desto besser.
Unser intellektuelles Gehirn weiß es aber längst besser, dass Unterschiede eine großartige Bereicherung für eine Kommunikation oder sogar weitere Kooperation sein können.

Sofern sie nicht zu groß und zu unheimlich sind – wenn das berühmte kleine grüne Männchen vor uns stünde, oder ein anderes Alien Wesen, würden wir vermutlich auch erst einmal skeptisch bis ängstlich, oder gar angreifend reagieren, oder auch weglaufen, je nach Temperament und Einschätzung des Gegenübers.
Aber leider machen wir uns das im Augenblick des Kennenlernens meistens nicht bewusst.

Übrigens sind alle Kunden und Kundinnen-namen und auch Orte geändert. Die Coachings haben aber genau so stattgefunden.

Bei mir läuft der innere Scanner also automatisch und ganz bewusst an. Weiter geht’s mit der Wahrnehmung: Ist der Mensch eher extrovertiert oder introvertiert, eher ein Zahlenmensch oder jemand, der oder die eher Entscheidungen aus dem Bauchgefühl fällt. Dabei helfen mir die zahlreichen INSIGHTS Analysen, die ich schon durchführen durfte. Das ist eine Persönlichkeitsanalyse, die eben zunächst diese vier Persönlichkeitsanteile unterscheidet. Also Introversion oder Exraversion, Denker oder Gefühlsmensch. Sehr vereinfacht dargestellt. Viele von uns haben aus allen Bereichen Anteile, aber unterschiedlich verteilt. Ich habe in der Folge 06: „Wie Du mit den 5 A‘s Dein Publikum meisterst“ schon darüber gesprochen.

Warum ist das für mich im Coaching wichtig? Der erste Eindruck zählt, auch für unser Publikum! Immer wenn Menschen sich kennenlernen und neu aufeinandertreffen. Hier ist es logischerweise auch entscheidend, wer in welcher Situation und Rolle ist. Coach und Kundin ist natürlich anders als ein neuer Kollege oder eine mögliche Person, mit der man künftig Geschäfte machen will.

Es geht hier wie gesagt nicht darum, die Menschen vorschnell in eine Schublade zu stecken, sondern darum, wie die Person auf dem ersten Blick und in den ersten paar Minuten wirkt, denn so wirkt er oder sie ja auch in anderen Situationen. Auch in Situationen, in der der Coachee sich weiterentwickeln will. Auf der Bühne, im Meeting oder in Kundengesprächen.

Kommunikationsstil in der Präsentation anpassen

Angenommen, es handelt sich um einen ausgemachten Zahlen-, Daten- und Fakten-Typ, dann kann es sein, dass er oder sie in Präsentationen und in der Kommunikation auch sehr gern innerhalb seines Lieblingskanals spricht – nämlich in Zahlen, Daten und Fakten.

Im Publikum, oder im Team, oder bei seinen Kundinnen und Kunden sind aber mit großer Sicherheit auch Leute dabei, die einen anderen Kommunikations-Stil bevorzugen, zum Beispiel den spielerisch-sozialen oder persönlicheren Stil. Würde er nur im „ZDF-Sprech“ kommunizieren, würde er diese Menschen leichter verlieren. Und das gilt es zu vermeiden.

Also schaue ich genau auf die Art und Weise, wie der Coachee sich gibt.
Jede dieser Situationen ist ja schon per se eine Präsentation! Ich präsentiere mich selbst.
Tony Jeary hat das so schön in seinem Buch „Life is a Series of Presentations“ auf den Punkt gebracht. Ich weiß dann, woran ich mit dem Kunden arbeiten kann. Später stellt sich dann oft heraus, dass die Person die anfangs vielleicht eher introvertiert auftrat, ein ganz humorvoller, schelmischer Typ ist.

Zeig Deine Persönlichkeit!

Dieses Verhalten aber nur in seinem Freundeskreis zeigt, oder in einer meiner Übungen, wo die wirkliche Persönlichkeit und damit auch der wahre Kern, hie und da aufblitzt.
Diese Momente schauen wir uns dann gemeinsam im Video an – denn in meinen Coachings wird viel gefilmt.
Immer bestimmt aber der Coachee, ob er oder sie diesen Kern, oder sagen die verschiedenen Persönlichkeitsanteile auch wirklich zeigen mag, den Schalk, zum Beispiel oder die ernste Seite, oder den ausgelassenen und fröhlichen Part.

Worum geht’s? Was wünschen Sie sich/Du Dir – meistens duze ich meine Klienten, vom Coaching. Was soll nachher anders sein.

Ziel in Coaching festlegen

Paul wünscht sich ein sicheres Auftreten bei Kongressen und in Teammeetings. Er hat gerade eine Führungsrolle erhalten, was mit ein Grund für die Coachingmaßnahme war.
Ich notiere mir die Punkte mit.
Gut, das sind klare Ziele, an denen wir arbeiten können.

Ich starte relativ schnell mit ersten Übungen, so dass meine Coachees dann auch schnell ins doing kommen. Die theoretischen Hintergründe können sie im Nachgang lesen, dazu ist unsere beider Zeit zu wertvoll. „Leaders are Readers“ sagt CNN Anchor Richard Quest so schön.

Der Klient entscheidet, mit welcher Aufgabe wir beginnen, im Fall Paul, lieber die Teambesprechungen, oder der Auftritt beim nächsten Kongress?

Die Entscheidung hängt oft davon ab, wie nah zum Beispiel der nächste Kongress und somit die wichtige Präsentation ist, oder ob die Teambesprechung schon einen Zustand erreicht hat, bei dem sich die Leute gegenseitig an die Gurgel gehen, übertrieben gesagt.

Also was ist am dringlichsten. Das wie gesagt entscheidet der Coachee.

„Ich möchte heute gleich an der Präsentation arbeiten, denn im Team brennt gerade nichts an.“ antwortet Paul. „Ok, wunderbar Paul, dann lass uns gleich mal starten. Um welchen Vortrag geht es?

Wer ist Dein Publikum, in welcher Rolle bist Du und was ist Dein Ziel?“ Du kennst die Fragen als treue Hörerin und Hörer sicher, denn das ist das Mindestmaß an Vorbereitung, bete ich Dir ja auch immer wieder vor.

Nachdem die Fragen geklärt sind, gehts schon in die erste Kamera-Übung hinein. Ich bitte Paul, sich das Szenario vorzustellen und mit dem Vortrag zu starten.

Menschen sind Raubtiere und Lampenfieber ist ganz normal

Das zeichne ich dann auf – nur ein paar Minuten. Das ist ein kritischer Moment. Ich erlebe viele meiner Klientinnen und Klienten, die hier erst einmal verzögern wollen, manche bewusst, andere unbewusst. Sich vor die Kamera zu stellen ist immer eine Überwindung, selbst für alte Hasen und Profis.

Auch das ist wiederum nachvollziehbar, wenn wir einen Blick in die Biologie werfen. Menschen haben nach vorne gerichtete Augen, was uns zu Raubtieren macht. Diese Augenposition macht es einfacher, das, was vor uns ist zu fokussieren. Stehen wir also einer Vielzahl von Raubtier-Augenpaaren gegenüber kann uns schon mal der Schreck in die Glieder fahren. Typische Beute- oder Fluchttiere hingegen haben seitlich angeordnete Augen, das hilft die Peripherie im Blick zu behalten und demnach auch mögliche Feinde, die gerade auf der Jagd sind.

Es ist also ganz normal, eine natürliche Abneigung gegen das Auftreten vor vielen „Menschlichen Raubtieren“ zu haben. Vor allem dann, wenn wir auf die Probe gestellt werden, also zum Beispiel in Prüfungssituationen. Viele Präsentationen empfinden wir als solche Herausforderung.

Also, locker bleiben, der erste Widerstand und die Abneigung, überhaupt auf die Bühne zu gehen ist GAAANZ NORMAL!

Allerdings müssen wir uns dieses Herausforderung wieder und wieder stellen, wenn wir uns Gehör verschaffen wollen. Aber auch hier gilt, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Auch mit jedem Auftritt wird es leichter und immer leichter. Leute, die viel auf der Bühne, vor Publikum oder vor Kameras sprechen, wissen das. Die kommen ins Coaching, um Feinheiten zu verbessern.

So, nun ist die erste Hürde für Paul überwunden, er steht vor der Kamera und ist bereit zu präsentieren. Es geht los, Kamera läuft. „Soll ich zu Dir oder in die Kamera schauen?“ fragt er. „Mein Fehler, sorry Paul, schau einfach zu mir, ich bin jetzt Dein Publikum“.

In den meisten Fällen ist es so, dass ich das Publikum „spiele“ und der Coachee zu mir und nicht in die Kamera schauen soll. Anders verhält es sich bei Coachings zum Thema virtuelle Präsentation. Da MUSS der Coachee hauptsächlich in die Kamera schauen und ich stelle mich bewusst irgendwo hin, wo er oder sie mich nicht sehen kann- oder ich gehe sogar in einen anderen Raum, mit den virtuellen Call.
Die Blickrichtung ist auch ein wichtiges Element im Training und auch dann in der Umsetzung bei allen Auftritten. Zum Thema „Virtuelle Präsentation“ gibt es eine extra Folge!

Paul startet seinen Vortrag beschwingt mit Energie und Enthusiasmus, er wirkt souverän, fachlich kompetent und stahlt damit bereits ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit aus. All das geht durch meinen Kopf während der Aufnahme, ich bin hochkonzentriert dabei, schließlich geht es ja gleich im kurzen Feedback darum, die Stärken des Klienten zu sehen und später im Gespräch zu formulieren.

Nach 5 Minuten reicht mir der erste Take. „Prima, bis hierhin erst einmal, danke Paul“ rufe ich und Paul atmet erleichtert aus. Shhhhh…

Ein wenig außer Atem war er schon, wie die allermeisten, wenn sie das erste Mal vor die Coach-Kamera treten. Ganz normal. Geht mir auch noch so, wenn wir unter Kollegen üben, oder wenn ich mich selbst wieder mal coachen lassen. Unter Kollegen und mit eigenen Coaches ist es sogar noch angespannter, denn wir Speaker Trainer behaupten ja, es gut zu können, was wir schulen, daher ist der Druck noch höher, eine gute Performance abzuliefern. Ich kenne das Gefühl also auch.

Nach der Aufnahme schauen wir das Video gleich mal zusammen an. Auch das ist wiederum eine Überwindung für die meisten meiner Kundinnen und Kunden. „Ah echt jetzt, müssen wir das jetzt auch noch anschauen?“ fragt mich Paul …

Wir sind mit unserem Bild nicht versöhnt

„Ich kann mich nicht anschauen, schon bei Fotos nicht und meine Stimme erst!“ Damit ist er nicht allein, ganz vielen Menschen geht es so. Wie schaue ich da nur aus, ach herrje die Haare hängen wieder unmotiviert ins Gesicht…wie stehe ich überhaupt da! Wie ein Fragezeichen…und und und.

Die meisten Leute sind sehr kritisch mit sich, auch wenn sie es vor mir nicht so offen sagen, wie ich es gerade getan habe.
„Es hilft nix Paul, da müssen wir jetzt ran!“ „Weißt Du, dass selbst Supermodels mit Ihrer Erscheinung, wenn sie es auf Video, oder Foto sehen, nicht versöhnt sind!“ – „Nee, wusste ich nicht, wirklich?“ fragt er ungläubig. Ja! Ist so.

Erste wichtige Erkenntnis: die meisten Menschen sind mit dem Eigenbild nicht versöhnt, aber das kann man ändern!
Ich finde „Nicht versöhnlich“ triff es ganz gut. Wie viele von uns sind nicht versöhnt mit ihrem Äußeren, darum gehts ja zuerst, beim visuellen Eindruck, noch bevor wir ein Wort gesprochen haben. Wir kanzeln uns schon selbst ab, vor dem Spiegel oder eben dann im Video. Das muss aber nicht sein.

Natürlich gibt es auch die Super Narzissten, die scheinbar in der Lage sind sich immer perfekt zu inszenieren und „scheinbar“ total zufrieden mit ihrem Äußeren sind. Dem ist aber bei weitem nicht so. Oft geht es den von der Natur für ein nahezu perfektes Äußeres gesegneten Menschen auch nicht anders, als den weniger mit besten Genen beschenkten Zeitgenossen.

Sie sind mit sich und ihrem Äußeren unzufrieden. Zum Glück hilft uns da die Body Positivity Bewegung ein wenig über die immer noch herrschenden Schönheitsideale hinweg.

Um an dieser Stelle Missverständnisse zu vermeiden: Selbstverständlich macht das Äußere nur einen klitzekleiner Teil eines Menschen aus, aber wir dürfen uns klar darüber sein, dass der aller-erste Eindruck in Präsentationen – und das ist nun mal ein Äußerer – schnell darüber entscheidet, ob uns Menschen weiter ihre Aufmerksamkeit schenken, oder nicht.

Aufmerksamkeit, das möchte ich betonen, ist ein besonders wertvolles Gut heutzutage. Viele weitere, bestens finanzierte Mitstreiter – wie Social Media Kanäle – kämpfen darum.

Wieder ein Exkurs, aber wichtig für unser Verständnis, authentisch und selbstsicher auf die Bühne und vor das Team zu treten.

Fühl dich wohl in deiner Haut!

Wenn wir uns in unserer Haut wohlfühlen, dann hat das eine unmittelbare Auswirkung auf unser Publikum. Wir kommen viel glaubwürdiger und echter rüber.
Das ist eine einfache Wahrheit, die wir üben dürfen. Also behandele dich bitte wie deine beste Freundin oder deinen besten Freund! Sei weniger kritisch mit dir und lobe dich selbst für gelungene Aktionen.

Suche förmlich nach guten Dingen an und vor allem in dir! Ein kleines Geheimnis: sobald die Präsentation startet, sieht unser Publikum nicht nur unser Äußeres, sondern auch unsere Persönlichkeit, unsere inneren Haltungen, unser Wissen, unsere Werte – wenn wir das zulassen. Ist klar, oder?

Das abkanzeln der eigenen Erscheinung verhindere ich im Coaching gleich damit, indem ich die Anweisung gebe “Paul, schauen wir gemeinsam, was hier gut gemacht wird, ok?“ „OKEE“ murmelt Paul und er startet „aber ich stehe ganz krumm da“, „Darum kümmern wir uns gleich“, betone ich „Lass uns zuerst mal nach den Stärken schauen!“.

Erste Erkenntnis: wir können uns mit unserem Selbstbild versöhnen.

Denk daran, wenn Du dich wieder wegen irgendwas niedermachst! Du hast es schon so weit gebracht, also schau auf die Haben-Seite! Das geschieht nicht über Nacht, aber peu au peu…du wirst gütiger mit dir selbst und das wirkt sich positiv aus!

Deshalb ist es so sinnvoll, gleich aufzuzeichnen, dann kann man nämlich hin- und herspringen und diese und jene Situationen, die die eigenen Stärken zum Vorschein bringen nochmal anschauen.
Meist ist das aber in dieser Art von Coaching gar nicht nötig, meine Coachees bekommen schnell einen Blick für die guten Seiten. Toll!
Wenn es um Kommunikations-Situationen oder gar um Verhandlungsgespräche geht, ist das schon wieder eine ganz andere Angelegenheit. Da wird oft eine Fragestellung, eine unbedachte Gestik oder ein mimischer Ausdruck genau studiert. Denn auf solche Kleinigkeiten kommt es in diesen Situationen oft an, damit die Kommunikation auch im rauen Fahrwasser gelingt.

Zweite Erkenntnis: Nervosität sieht man (meist) nicht

„OK, also ich spreche ganz ruhig und verständlich, obwohl ich schon ein bisschen aufgeregt war“ bringt Paul als positive Beobachtung hervor. „Ja genau, bitte gleich notieren!“ Ich fordere Paul auf, sich gleich die eigenen Stärken aufzuschreiben, denn Gutes vergessen wir schnell wieder.
„Das ist eine ganz wichtige Beobachtung Paul, wenn man dich anschaut, wirkst du überhaupt nicht nervös, siehst Du das auch!? – „Jaa, komisch, ich fühlte mich aber alles andere als ruhig!“ meint er nachdenklich. „was bedeutet das für dich?“ frage ich.

„Das ist super, denn ich dachte, man sieht mir die Nervosität an, aber das stimmt nicht!“
Genau, das ist ein kurioser Faktor, der bei fast allen Speaker-Coachees auftaucht. Die allermeisten sind vor der ersten Video Aufnahme einigermaßen gestresst und auch unsicher, manche mehr manche weniger.

Jeder und jede glaubt aber, dann man das als Publikum sofort sieht und das fühlt sich dann schlecht an und man wird noch nervöser und unsicherer. Schließlich wird es auch von vielen Menschen als peinlich empfunden, wenn man uns die Nervosität ansieht. Das wirkt sich kontraproduktiv auf den souveränen Auftritt aus.

Kennen wir, oder?
Dass es dann meistens gar nicht so ist, finden die Coachees dann wirklich interessant. Vor allem hat diese wichtige Erkenntnis aber eine großartige Auswirkung, nämlich dass sich die Leute danach viel mehr zutrauen und mehr aus sich herausgehen, weil sie nicht mehr so gehemmt sind.

Also zweite Erkenntnis – das Publikum sieht meine Aufregung nicht! Yess!

So geht es auch Paul, der erleichtert weitere Stärken erkennt, manchmal mit meiner Hilfe, indem ich zielführende Fragen stelle. Haben wir genügend Stärken im ersten Video entdeckt und notiert, dann schauen wir uns auch mögliche Optimierungsbereiche an.

Ich nenne diese Bereiche bewusst so und eben nicht „Schwächen“, da es einen Unterschied macht, ob ich an Bereichen arbeite, die optimierbar sind, oder ob ich von Schwächen spreche.

Das ist keine Wortklauberei sondern hat einen psychologischen Hintergrund: Schwäche heißt: im Minus sein, im Defizit! Bedeutet auch: es ist ein langer Weg, um überhaupt ins Plus zu kommen. Optimierung heißt: ich bin schon im Plus, aber halt noch nicht im Optimum. Der Weg dorthin ist bedeutend kürzer! Einfacher zu erreichen. Grundsubstanz ist schon da. In manchen Bereichen muss ich auch nicht notwendigerweise das „Optimum“, oder Perfektion erreichen, da ist ein „gut“ schon völlig ausreichend.

Dritte Erkenntnis: es geht um Optimierung, nicht um eine „Vollkatastophe“!

Das sind nicht meine Worte, das sagen manche meiner Kundinnen und Kunden tatsächlich genau so vor dem Coaching – „Silvia, ich bin was Präsentieren angeht, eine Vollkatastrophe, aber ich muss jetzt was tun, denn ich muss in meiner neuen Position mehr präsentieren.“

Das Erste was mir dabei einfällt: „Gratulation! Du gehörst zu denjenigen, die die Gelegenheit beim Schopf packen und sich aktiv weiterentwickeln! Bravo!“

Und zweitens: „Das mit der Vollkatastrophe werden wir ja sehen…“

Und eines kann ich dir sagen – ich habe noch nie eine Vollkatastrophe vor der Kamera gehabt, noch NIE! Alle Menschen, die ich im Coaching hatte und habe, sind mutig, engagiert, lernbereit und sie haben sich alle sichtbar verbessert!

Genauso wie Du jetzt diese Zeilen liest, oder vielleicht gleich noch den Podcast dazu anhörst und dich so weiterentwickeln willst. Schicke mir gern deine Herausforderung und lass mich wissen, welcher Bereich dich rund ums Präsentieren besonders bewegt und beschäftigt.

Haltung bewahren

Wir sind also bei der Optimierung und Paul hat festgestellt, dass er sich in Zukunft gerader hinstellen will. Wie schon bemerkt haben große Menschen oft die Neigung, sich etwas gebückt hinzustellen, was aber dann auch anders ausgelegt werden kann.

Eine gebückte Haltung wirkt nicht unbedingt souverän. Man ist gebeugt, hat vielleicht eine Last zu tragen oder schlimmer noch, ist nicht aufrecht- aufrichtig?? – unsere deutsche Sprache ist da manchmal sehr bildhaft und beschreibt sehr gut, was wir uns vielleicht denken.
Außerdem bekommen wir mehr Luft, wenn wir uns aufrecht hinstellen – ist also für uns alle ein guter Tipp – der aufrechte Stand.

„Perfekt, also auf die Haltung achten und auch darauf“, das füge ich ein, „das Sprechtempo etwas zu variieren“. Das war einer der Punkte, die ich nach Rücksprache und Betrachtung des Videos noch als Idee einbrachte.

Weiter geht’s dann mit der nächsten Video Übung. Wieder dient uns die tatsächliche Präsentation als Vehikel. Gleiche Situation und nun mit den Optimierungsideen.
Funktioniert schon prima!

Jetzt kann sich Paul auch schon für die sichtbaren Verbesserungen selbst loben – „Sieht gleich noch souveräner aus, wenn ich so gerade dastehe“. „Genau!“ pflichte ich ihm bei,
„Auch dein Sprechtempo hast du variiert und das wirkt auf das Publikum interessant, grade bei dem wichtigen Aspekt bist du langsamer geworden, das erhöht die Aufmerksamkeit beim Publikum. „Ja, mit so einfachen Mitteln kann man schon wieder für Aufmerksamkeit sorgen“… „Genau so ist es, wir müssen nur dran denken!“

„Eigenlob stimmt“, so der Titel eines Buches von Sabine Asgodom. Recht hat sie.

Wie gesagt geht es um Optimierung, die dritte Erkenntnis meiner Coachees.

Sprache und Dialekt

Als weiteres Beispiel. Eine Klientin, nennen wir sie Anna, hat breiten niederbayerischen Dialekt, bemerkt das erst bei der Betrachtung der Videoaufnahme und ist erstaunt bis entsetzt. Sie will aber mit ihren Vorträgen in Bayern auftreten, deshalb muss sie nicht perfektes Hochdeutsch sprechen lernen. Im Gegenteil, eine leichte bayerische Färbung wirkt sympathisch im eigenen Bundesland.

Anders verhält es sich, wenn jemand mit breitestem Dialekt national auftreten will. Da ist meine Empfehlung gutes Training zum nahezu dialektfreien Sprechen, damit Mann oder Frau auch in der Lage ist, sich in Hamburg oder Berlin auf hochdeutsch verständlich zu machen.

Das hat nichts mit der Verleugnung der Kultur zu Hause zu tun, sondern ist vielmehr einmal eine Dienstleistung an sein Publikum, das nicht bei jedem zweiten Wort im Bayerisch-Deutsch Wörterbuch nachschlagen muss, was gemeint war. Natürlich wieder einmal etwas übertrieben dargestellt von mir. Du weißt, wie ich das meine.

Zum anderen: was denken wir über Leute, die nur in ihrem reinsten Dialekt sprechen können? Vermutlich haben wir aus unterschiedlichen Gründen keine so positive Wahrnehmung über so jemanden, oder?
Es gibt zur guten Aussprache auch einen Kurs bei LinkedIn Learning von mir, der übrigens unter den Top 10 der besten deutschsprachigen Kurse war: https://www.linkedin.com/learning/sprechen-wie-ein-profi/willkommen-zu-sprechen-wie-ein-profi

Schon wieder ein kurzer Exkurs, aber ich hoffe, Du bist noch dabei.
Also Perfektion, nur da, wo es sein muss. Das war meine Aussage.

Rhetorische Mittel für den professionellen Auftritt

Im weiteren Verlauf und in weiteren Sessions gehen wir dann auch noch intensiver auf Betonung, Gestik, Mimik, und sogar auf inhaltliche Aspekte ein, ja auch wenn ich in den allermeisten Fällen keine Expertin auf dem Fachgebiet meiner KlientInnen bin, geht es darum, die Inhalte so verständlich wie möglich darzustellen, auch wenn es um Fachpublikum geht.

Ich stelle dann etliche Fragen, die sich womöglich auch das Publikum stellt. Somit kommen wir dem Kern der gewünschten Aussagen auf die Spur und verhindern, dass die Präsentation doch noch zu tief in die fachlichen Bereiche abtaucht und das Publikum sich lieber wieder dem Insta Account widmet.

Es gibt noch viele weitere Übungen und Elemente, rhetorische Mittel und Werkzeuge für den „Professionellen Auftritt“.

Individuell schlägt Einstudiert

Du merkst schon, ich arbeite nicht nach Schema F, sondern gehe ganz individuell auf meine Kundinnen und Kunden ein. Das ist wirklich schön zu sehen, wie sich die Menschen dann trauen, mehr von der eigenen Persönlichkeit zu zeigen. Das Publikum merkt das – denn eingeübte Sätze und einstudierte Gesten gehen gar nicht und wirken aufgesetzt. Leider sieht man so etwas immer wieder bei Personen der Öffentlichkeit.

Auch wenn man es nicht direkt benennen kann, irgendwie merkt jeder Mensch, dass da etwas nicht stimmt. Wir alle kennen dieses Störgefühl bei manchen Rednern und Rednerinnen. Eine Riesen Hypothek für die Glaubwürdigkeit ist das. Also bitte keine Gesten oder Ausdrucksweisen einstudieren oder gar von Prominenten nachmachen.

Es gibt eine Geschichte von Dale Carnegie, dem erfolgreichen Autor vieler Bücher zum Beispiel „Sorge Dich nicht, lebe“ und dem Gründervater der Dale Carnegie Trainingsinstitute, die in über 100 Ländern weltweit vertreten sind.

Jedenfalls ist Dale Carnegie, geboren 1888 in den 1910er Jahren aus der landwirtschaftlich geprägten Heimat im mittleren Westen, nach Schauspiel- und Journalistik Schule in die große Stadt New York City gegangen mit großen Plänen in der Tasche.

Er wollte Schauspieler werden und er hatte einen Plan. Er studierte große Schauspieler der damaligen Zeit und eignete sich die ein oder andere Eigenheit der Stars an. Mit dieser Idee in der Tasche ging er zu Castings – und er scheiterte grandios. Keiner wollte einen Abklatsch, eine fade Kopie von damaligen Stars sehen…

Irgendwann gab er diese Idee auf und kam auf eine scheinbar ganz andere, bis heute sehr erfolgreiche Geschäftsidee. Er wollte den Leuten beibringen, wie die sich im Alltag besser darstellen, wie sie besser kommunizieren und damit Erfolg haben. Schließlich hatte er viel Zeit aufgewandt, Körpersprache, Haltung, Rhetorik und Kommunikationsstile zu studieren.

Es funktionierte, die Leute kamen zuerst zögerlich, aber langsam sprach es sich herum, dass es einen Kurs für freies Sprechen gibt, der die Menschen selbstbewusster und erfolgreicher machte. A Star was born – etwas anders, als zuerst gedacht, aber bis heute sehr erfolgreich.

Dein Potenzial zählt

Deshalb geht es in meinen Coachings darum, deine Ziele zu erreichen und zwar mit Hilfe deiner ganz besonderen Gabe, deiner Persönlichkeit und deiner individuellen Art. Und nicht etwa einer Kopie von irgendwem oder irgendwas!

Gut aufzutreten kann man lernen! Es ist eine Frage der Übung und des Wollens. Das hörst Du von mir immer wieder.

Schön ist es jedenfalls, dass die Menschen in meinem Speaker-Coaching diese drei wichtigen Erkenntnisse gleich in der ersten Session erreichen:

1. Die meisten Me^nschen sind mit Ihrem Selbstbild nicht versöhnt, aber das kannst du ändern und wirst damit authentischer und entspannter präsentieren.

2. Die mögliche Nervosität und die damit einhergehende Unsicherheit sieht mein Publikum nicht

Und
3. Es geht um Optimierung bei Präsentieren, kein Mensch ist eine Vollkatastrophe!

In diesem Sinne – lass dich gern von mir beraten, ein kostenloses Erstgespräch biete ich gern an – die Infos dazu findest du hier auf der Homepage. Und jetzt viel Erfolg beim „Professionellen Auftritt“

Auch als Podcast verfügbar

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