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Wie Du endlich die unnütze Scheu vor Präsentationen überwindest und den Nutzen jeder Präsentation erkennst

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„Wenn einer eine Rede hält, dann müssen die anderen schweigen, das ist deine Chance – missbrauche sie!“

Kurt Tucholsky wusste schon in den 1930er Jahren, wozu manch ein Redner imstande ist – und Hand aufs Herz, wir alle waren schon einmal Opfer einer langweiligen Rede oder Präsentation.

Wenn wir in der Geschichte noch viel weiter zurückdenken, dann treffen wir auf die Urväter der Rhetorik in der Antike – auf Cicero zum Beispiel, der auch dank seines Sprachgeschicks das höchste Amt in Rom innehatte und es wagte, sogar Cäsar Paroli zu bieten. Oder noch früher der Grieche Demosthenes, der früh lernen musste, sich Gehör zu verschaffen.

Allerdings war er zunächst überhaupt nicht dafür ausgestattet: er wirkte schwach und verfügte nur über ein zartes Stimmchen, so erhielt er den Beinamen „Blatalos“, was soviel heißt wie „Weichling, Schwächling“. Ja, auch in der Antike gab es schon Hater und Bullies…Jedenfalls wurde Demosthenes der bedeutendste Redner seiner Zeit und weit darüber hinaus – und das hatte nicht nur mit den fast schon sprichwörtlichen Kieselsteinen in seinem Mund zu tun.

Das würde ich sowieso nicht empfehlen und Deine Zahnärztin rät Dir sicher auch davon ab. Zu den antiken Rednern aber später mehr.

Wer also die eigene Präsentation als Chance begreift und sich dafür gut rüstet ist schon mal im Vorteil!

 

Viele Präsentationen langweilen

Eine Umfrage unter 200 Großunternehmen bringt folgendes zu Tage: 40% aller Präsentationen sind einschläfernd, 44% sind langweilig, gerade einmal 3 % aller Reden sind stimulierend! Für alle schnellen Rechner: die fehlenden 13 % werden immerhin als neutral betrachtet. Die gute Nachricht ist: da ist noch Luft nach oben drin und: gut zu präsentieren kann man lernen!

Wenn Du selbst an eine gute Präsentation denken, was fällt Dir da ein? Der oder die Vortragende ist Dir  sicherlich in guter Erinnerung geblieben. Und – falls auch die Inhalte gut präsentiert waren, dann hast Du Dir bestimmt auch diese gut gemerkt.

Vielleicht ist noch nicht jedem Menschen klar, dass eine Präsentation, egal vor welchem Publikum, in welcher Situation auch immer, eine Chance ist. Eine Chance, die man nutzen kann, um zu informieren, zu inspirieren, zu unterhalten oder auch zu überzeugen.

Kennst Du eine erfolgreiche Führungskraft, die sich nicht auf die Bühne traut?? Eine erfahrene Vertriebsfrau, die auf einer Messe nicht jede Gelegenheit nutzt, künftige und bestehende Kundinnen sprachgewandt zu überzeugen und zwar mit kraftvoller Stimme und selbstbewusster Haltung. Eben! Chancen zu erkennen und zu nutzen sind Voraussetzungen für Führung und Erfolg.

Für die gelungene Präsentation braucht es aber auch noch rhetorische Fertigkeiten, wie die Argumentation, die Überzeugungsrede, die Lobrede, rhetorische Mittel wie Ausdruck, Mimik, Gestik, Volumen, Pausen, die Fähigkeit bildhaft zu sprechen und vieles mehr.

Nicht umsonst spricht man von Rede-kunst, einer Disziplin, die ohne Übung nicht einfach so aus dem Ärmel geschüttelt werden kann. Aber mit ein wenig Willen und Experimentierfreude gelingt es – versprochen!

Wie wäre es, wenn Du mit viel Beifall auf einer Hochzeit eine witzige Story über die Braut erzählst, auf einem Kongress die komplexe Wirkungsweise eines neuen Produkts unterhaltsam und leicht verständlich rüberbringst oder im Meeting mit Kollegen das Marketingkonzept so darstellst, dass sich alle sofort ein lebhaftes Bild davon machen können. Chancen über Chancen!

Jetzt ist die Frage: ergreifst Du sie? Oder sagst Du lieber: nein danke!?

 

Gute Präsentation schafft Aufmerksamkeit und Sympathie

Es stellt sich noch eine weitere Frage: Was ist von einem Menschen zu halten, der auf eine unterhaltsame und kurzweilige Art und Weise vorträgt? Ganz klar, dieser Mensch gewinnt Sympathien!

Ein guter Redner wird öfter gebeten, Vorträge zu halten und erhält somit deutlich mehr Chancen, sein Unternehmen, sein Produkt, seine Dienstleistung vorzustellen.

Die Person auf der Bühne ist ein wichtiger Marketingfaktor und trägt somit zum Erfolg des Unternehmens bei. Menschen kaufen gern von Menschen, das ist uns allen bekannt! Es lohnt sich also in vielfacher Hinsicht, Zeit zu investieren und an der eigenen Vortragsweise zu feilen! Vor allem aber zunächst einmal die Chancen zu erkennen und zu ergreifen.

Ich muss selbst gestehen, dass mir das nicht immer gelungen ist, manchmal wurde ich auch zu meinem Glück gezwungen. An eine Situation kann ich mich gut erinnern: Vor mehr als 12 Jahren arbeitete ich als Trainerin für ein amerikanisches Unternehmen. Wir produzierten technische Produkte für die Musikindustrie und auch für EndverbraucherInnen und waren folgerichtig auf der CES – DER Messe, wenn es um Consumer Electronics geht. Das Ganze fand in Las Vegas statt. Ich freute mich, war ganz aufgeregt, schließlich waren Stars wie Earth, Wind and Fire oder

X-sibit auf unserem eindrucksvollen Stand. Ich war ganz neu in dem Unternehmen und dachte, dass ich als Newbie erst einmal schnuppern und mir den ganzen Rummel in Ruhe ansehen darf.

Von wegen – reingeschubst haben sie mich – mitten in den Rummel, als Moderatorin für das sogenannte „Show and tell“ eine Produktpräsentation auf der Bühne!

Es ist nicht so, dass ich nicht schon als Moderatorin auf der Bühne war, aber…

Boah, wie soll ich das denn nur hinbekommen? Ich kenne die Produkte kaum, habe die Präsentation gerade erst geschickt bekommen und außerdem das alles noch in Englisch.

Einige meiner Kollegen waren ebenso erstaunt, dass ich – und nicht sie  – die Chance bekam, auf die Bühne zu gehen und raunten mir schon zu, dass das sicher ein Versehen war und ich das doch noch gar nicht stemmen kann.

Motivation sieht anders aus. Egal, mein Ehrgeiz – oder vielleicht eher – mein Überlebenswille war geweckt. Allerdings hatte ich wenig Zeit, außerdem schlug auch noch der Jetlag zu… Es half alles nix, ich musste rauf auf die Bühne, und zwar schneller, als mir lieb war.

Mein Mund war, glaube ich in meinem ganzen Leben noch nie so trocken. Ich versuchte, aus irgendeinem Winkel noch Spucke zu generieren, während die Präsentation wie ein Film ablief. Daher kommt der Ausdruck – da bleibt mir die Spucke weg – ha! Ich redete auf Teufel komm raus, agierte mit dem Publikum – das immerhin fiel mir leicht – und ich haute alle Produktfeatures und Nutzen raus, die ich mir noch merken oder abgelesen habe.

Es war laut in der Halle und viele Menschen standen vor der Bühne. Erstaunlich viele! Die Präsentation dauerte nicht lange, aber ich fühlte mich nachher, als hätte ich den Mount Everest bezwungen – ohne Sauerstoff. Ich hatte kein gutes Gefühl, eigentlich erwartete ich ein vernichtendes Urteil meiner Kolleginnen und Vorgesetzten.

Das Gegenteil war der Fall: ich erhielt durchweg gutes Feedback, sogar von Leuten aus dem Unternehmen, die ich gar nicht kannte. Auch der Firmenchef nickte mir wohlwollend zu. Pah, das hätte ich nicht gedacht. Also manchmal wird man ein wenig zu seinem Glück gezwungen.

Das soll aber nicht heißen, dass Du jede Präsentation blindlinks annehmen sollst und erwarten, dass das dann schon gutgehen würde. Ich kenne auch solche Mitmenschen, die sich spontan eine Präsentation zutrauen und sogar von sich behaupten, dass Vorbereitung sie nur aus dem – eigentlich nicht vorhandenen – Konzept bringen…da bin ich anderer Meinung und das besprechen wir an anderer Stelle!

Damals in Las Vegas hatte und habe ich bereits den Vorteil, keine Angst mehr vor der Bühne zu haben (die hatte ich nämlich auch mal) und konnte dadurch schon viel gewinnen. Perfekt war der Vortrag sicher nicht, aber gut genug, um als Neuling zu bestehen.

Auch wenn das damals großer Stress für mich war, im Nachhinein war es eine großartige Möglichkeit zu üben. Denn auch das gewinnen wir mit jeder geleisteten Präsentation. Wie heißt es so schön: Übung macht den Meister! So ist es!

 

Sag „JA“ zum Präsentieren

Welche Beispiele kennst Du? Also Beispiele, wo Du „ja“ zu einer Präsentation gesagt hast und vielleicht erst einmal innerlich zurückziehen wolltest und dachtest, Ach du lieber Himmel, das war ja jetzt etwas voreilig! Das Ergebnis jedoch dann absolut klasse. Du hast bei der Abschiedsfeier die Laudatio für Deine geschätzte Kollegin gesprochen oder zusammen mit anderen Kollegen dafür gesorgt, dass jeder und jede eine kurze, erfreuliche Geschichte zu der scheidenden Kollegin erzählt – vielleicht als sogenannten „Flashmob“- also nacheinander, nach einer bestimmten Reihenfolge steht jeder Redner und jede Präsentatorin auf und trägt die kurze Lobrede vor. So etwas kommt richtig gut an und ist auch schnell vorbereitet! Möglicherweise hast Du Dich aber auch zu einer Präsentation vor neuen Kunden bei der Hausmesse Deiner Firma breitschlagen lassen und warst nachher begeistert von deren positiver Reaktion. So etwas bleibt nicht unbemerkt, gerade wenn Du sichtbarer werden willst. Und nochmal, wir wollen das Feld nicht den ohnehin schon lauten Vordränglern überlassen – dafür müssen wir uns aber auch ins Zeug legen.

Es ist klar, dass jede Präsentation eine Chance auch für Deine Karriere ist. Vorausgesetzt natürlich, sie ist gut vorbereitet und der Inhalt passt für Dein Zielpublikum.

In seinem Buch beschreibt Tony Jeary „Life is a Series of Presentations“, dass das Leben quasi aus einer Abfolge an Präsentationen besteht – nicht nur wenn wir auf der großen Bühne stehen und unsere Belegschaft oder unsere Kundinnen anfeuern. Auch der kurze Smalltalk mit dem Nachbarn an der Ecke, die Unterhaltung mit dem Busfahrer unserer Kinder, oder die Bestellung beim Bäcker unseres Vertrauens ist eine Präsentation.

Hm, kann man so sehen – aber im Ernst: jedes Mal präsentieren wir uns! Ich empfehle meinen Coachees, dass sie genau hierbei einmal ein paar Dinge ausprobieren sollten, zum Beispiel mehr Gestik anwenden, oder ……Pausen ins Gespräch einbauen – es sei denn Ihr Gesprächspartner kaut Ihnen dann das Ohr ab.

Beobachten wir unsere Wirkung auf unser Gegenüber und stellen fest, ob wir uns somit mehr Gehör verschaffen, den anderen zum Schmunzeln oder wahlweise zum Schweigen bringen können (wir denken dabei an die Quasselstrippe). Also auch hier Chancen über Chancen!

Die Redekunst ist ein sehr wirksames Werkzeug im Alltag, im Beruf, in der Politik und in der Wirtschaft. Kein Mensch kann sich ihr entziehen, das sehen wir tagtäglich, wenn wir Nachrichten oder Talkshows schauen, uns mit Menschen unterhalten und selbst argumentieren.

 

Wer reden kann, gewinnt!

Wer die Kunst der Rede beherrscht, die rhetorischen Mittel geschickt anwendet und damit übrigens auch in der Lage ist, die Taktik des Gesprächspartners zu erkennen und zu durchschauen, bleibt auch in schwierigen Situationen souverän und wird die eigenen Ziele erreichen.

Also plädiere ich dafür, dass Du und ich ab jetzt jede Chance zur Präsentation ergreifen, mit Freude annehmen und nutzen. Denn wir können damit überzeugen, andere begeistern, Freude bringen, dem Alltag einen spannenden Anstrich geben und uns selbst immer weiterentwickeln! Das hilft auch gegen vorzeitige Verkalkung! Also halten wir unser Gehirn auf Trapp!

Wenn wir nun wieder mit Kurt Tucholskys Worten – etwas abgewandelt sagen: „Wenn einer eine Rede hält, dann müssen die anderen schweigen – das ist Deine Chance – NUTZE sie!“ – dann haben wir die notwendige Voraussetzung für eine optimale Präsentation!

Auch als Podcast verfügbar

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